5 Jahre Laudato si´
Basierend auf dem Verständnis der Schöpfung als unserem gemeinsamen Haus, rufen wir seither verstärkt zum systemischen Wandel auf. Dieser soll allen Menschen ermöglichen, ein Leben in Würde zu führen und dabei die Umwelt in ihrer Vielfalt zu bewahren. Die Rolle der Kirche war und ist nach wie vor, sich Themen wie dem der Klimakrise aus dem Blickwinkel der gesamten Menschheit anzunehmen. Es gilt, die Menschen und Entscheidungstragenden zu motivieren, über die Auswirkungen ihres Handelns auf die Ärmsten und gefährdetsten Menschen sowie das gesamte Ökosystem nachzudenken. Aus der Enzyklika LS, §52:„Wir müssen uns stärker bewusst machen, dass wir eine einzige Menschheitsfamilie sind. Es gibt keine politischen oder sozialen Grenzen und Barrieren, die uns erlauben, uns zu isolieren, und aus eben diesem Grund auch keinen Raum für die Globalisierung der Gleichgültigkeit.“
Die Klimakrise ist letztlich eine Konsequenz von ungerechten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systemen, welche zu ungleichem Zugang zu Gemeingütern wie Wasser, Land und auch Klima führen. Zentral ist für uns: „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“ Daher vertreten wir den Ansatz einer ganzheitlichen Ökologie, in dem die Menschheitsfamilie in einer Kultur der globalen Solidarität und dem Schutz der Schöpfung leben soll. Die ganzheitliche Ökologie ist eng mit dem Konzept der Menschenwürde verbunden, welches die Übernahme von Verantwortung auf allen Ebenen braucht: international, lokal und individuell. Das bedeutet auch, dass wir das aktuelle Entwicklungsparadigma aufgeben müssen, welches zu Menschenrechtsverletzungen sowie ökologischem und sozialem Niedergang führt und Konflikte anheizt. Ein neues Entwicklungsmodell muss den gerechten Zugang zu ökologisch nachhaltiger und sicherer Energie, Lebensmitteln, Wasser, Gesundheit, Bildung und Mobilität sicherstellen und reiche Bevölkerungen wie die unsrige zur Abkehr vom Massenkonsum und zu mehr Genügsamkeit geleiten.
Mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat sich die Staatengemeinschaft vor fünf Jahren bereits offiziell 17 nachhaltigen Entwicklungszielen verschrieben, zu deren Erreichung die notwendigen Lösungen und Alternativen bereits heute existieren. Eine solche menschliche Entwicklung leitet uns zu einer gerechten, nachhaltigen und armutsfreien Welt, die auf einem Ende von fossilen Brennstoffen, Geschlechtergerechtigkeit, der Sicherstellung von ausreichenden Lebensgrundlagen und dem Rückzug aus dem folgenschweren bergbaubasierten Wirtschaften gründet. Papst Franziskus ruft uns alle zu einem Überdenken jener gesellschaftlichen Werte auf, welche finanzielles und wirtschaftliches Wachstum über die Ökologie und die Bedürfnisse der Ärmsten und gefährdetsten Menschen und Gemeinschaften heben. Es braucht ein neues Wirtschaftssystem, welches über partizipative und demokratische Entscheidungsmechanismen den Zugang zu Ressourcen für alle garantiert und dass die Armutsreduktion und das Streben nach Gerechtigkeit zum Ziel hat. Wir appelieren an politische Entscheidungstragende, die Richtung einer tiefgreifenden Transformation einzuschlagen. Nationale und europäische Politik muss die Gründe für die Klimakrise endlich konsequent bearbeiten.
Die Amazoniensynode hat uns wieder einmal gelehrt: Dialog und aufeinander hören machen uns empfindsamer und lassen uns verstehen und wertschätzen, was den/die AndereN ausmacht. Wir brauchen daher eine breite Beteiligung bei den notwendigen gesellschaftlichen Änderungen und wollen als kirchliche Akteure gerne Räume für diese Auseinandersetzung zur Verfügung stellen.
Tudo está interligado: alles ist miteinander verbunden. Daher ist es für uns relevant, was andernorts mit Menschen und Lebensräumen passiert. Die COVID-19 Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Gesundheit als globales Gut in den Blick zu nehmen, die nicht nur von den Gesundheitssystemen abhängt, sondern auch mit den Lebensweisen und Armutszuständen in Beziehung steht. Es gehört somit weiterhin zu unserem Auftrag, uns für gerechte und menschenwürdige Lebensbedingungen einzusetzen und an einer Um- und Neugestaltung der Gesellschaft mitzuarbeiten. Besonders der Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte, die notwendige Freiheit der Presse und die Stabilisierung demokratischer Strukturen sind essentiell wichtig für die friedvolle Gestaltung der gemeinsamen Zukunft. Deshalb werden wir auch weiterhin die Botschaft von Laudato si‘ verkünden.