Papst Franziskus: Aktuelle Situation erfordert systemische Transformation und gemeinsame Anstrengungen
Diese fiel zweischneidig aus: auf der einen Seite wurde die Enzyklika über die Sorge um unser gemeinsames Haus weltweit stark rezipiert. In ihrer Deutlichkeit über die Zusammenhänge der Krisen in der Welt und die Ursachenanalyse hat sie die globale Auseinandersetzung in allen Erdteilen verstärkt. Überall wurde damit gearbeitet, diskutiert und konnten Menschen mobilisiert werden. Das zeigten allein die Stände der vielen Organisation, die während der Konferenz zu besichtigen waren.
Auf der anderen Seite fiel die (natur)wissenschaftliche Bestandsaufnahme erschreckend aus: es gibt kein ausreichend starkes weltweites Umsteuern. Auf der Konferenz mit an die 400 TeilnehmerInnen aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen wurde der aktuelle Stand der Forschung zu einzelnen Subthemen dargelegt. Darunter die Analyse von Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung oder die Erläuterungen zur Rolle der Wirtschaft von Prof. Lord Nicholas Stern von der London School of Economics. Alle ReferentInnen waren der gleichen Meinung: es ist JETZT die Zeit etwas zu tun. Doch das Zeitfenster für maßgebliche Handlungen schließt sich. Und was danach kommt, können Computerprogramme nur annähernd berechnen. Die Szenarien sind düster. Umso öfter wurde das Wort Dringlichkeit verwendet. Denn wenn einmal bestimmte Werte überschritten, bestimmte Entwicklungen in Gang gesetzt sind, bekommen klimatologische Phänomene ihre eigene Dynamik. Andererseits haben auch Gegenmaßnahmen umso größere Auswirkung, je rascher diese umgesetzt werden. Diese in Summe dennoch erdrückenden Darstellungen wurden dann glücklicherweise durch Beispiele aus der Praxis aufgefangen, die Hoffnung machten. Und die Worte des Papstes stärkten alle, sich noch stärker für Ansätze einer integralen Ökologie einzusetzen, diese weiterzuentwickeln und zu vermitteln.
Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung lag auf der Bedeutung der indigenen Bevölkerung und der Jugendlichen für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, da deren Wissen und Visionen uns allen Inspirationsquelle sein sollten. Diese Betonung hatte ihre Grund sicher auch hinsichtlich der im Herbst 2018 stattfindenen Jugend-Synode und der für Oktober 2019 geplanten Amazonien-Synode. Der Auseinandersertzung mit den Ideen und Wünschen junger Menschen darf aber nicht ablenken von der Verantwortung heutiger Erwachsener: wir alle gestalten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit und müssen Auftrag, die Erde gut zu verwalten und die Schöpfung zu schützen ernst nehmen.
Insgesamt hat die Konferenz gezeigt, dass wir als Menschheit über ausreichendes Wissen verfügen, um ins Handeln zu kommen. Allein die Motivation national wie global scheint bei der Mehrheit der Akteure zu fehlen. Das verstört, denn die Verantwortung liegt bei uns und lässt sich nicht delegieren. JedeR hat zu handeln, es gibt keine Ausreden, denn alles hat eine (Aus)Wirkung. Die KOO-Geschäftsführerin Dr. Anja Appel kam jedenfalls mit diesem klaren Appell aus Rom zurück: „Wir dürfen Hoffnung haben, aber auf der Geistkraft Gottes allein dürfen wir uns nicht ausruhen.“
Informationen zur Tagung und über die Referate finden Sie hier.