Religiöse Führungspersönlichkeiten aus aller Welt fordern ein strenges EU-Lieferkettengesetz
„Angesichts der weltweiten Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen, die durch Unternehmen noch immer begangen werden, ist das derzeit im Trilog der EU-Institutionen verhandelte EU-Lieferkettengesetz ein wichtiger Schritt“, betont Anja Appel, Leiterin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO).
Die Erklärung wurde vom Netzwerk katholischer Entwicklungsorganisationen CIDSE organisiert, deren österreichisches Mitglied die KOO ist. Unter den Unterzeichner*innen des Statements sind auch die österreichischen Bischöfe Freistetter und Turnovszky.
Die religiösen Führungspersönlichkeiten aus aller Welt unterstreichen in ihrem Schreiben die dringende Notwendigkeit einer nachhaltigen und gerechten Weltwirtschaft und heben diesbezüglich die Bedeutung des Entwurfs für ein EU-Lieferkettengesetzes als wichtigen Schritt hervor. Sie sprechen sich für ein starkes EU-Gesetz aus, das mit internationalen Standards im Einklang steht, ein breites Spektrum an Menschenrechten und Umweltstandards abdeckt und für die gesamte Wertschöpfungskette von Unternehmen gilt. Besondere Bedeutung wird der Verankerung einer zivilrechtlichen Haftung für verursachte Schäden eingeräumt. Die religiösen Führungspersonen betonen, dass „Opfer nicht die Beweislast tragen [sollen], wenn Unternehmen Schaden verursachen oder dazu beitragen". Sie rufen das EU-Parlament, den Rat und die Kommission dazu auf, indigenen Völkern, Frauen, Menschenrechts- und Umweltaktivist*innen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, da diese derzeit am stärksten unter den Menschenrechtsverstößen und Umweltschädigung durch Unternehmen leiden.
Es sind oftmals Religionsvertreter*innen aus dem Globalen Süden, die sich für die Bevölkerung einsetzen, die von den verheerenden Auswirkungen verantwortungsloser Unternehmenstätigkeit betroffen sind. Einer von ihnen ist Dom Vicente Ferreira, derzeit Bischof von Bahia (Brasilien) und zuvor Weihbischof von Belo Horizonte. Als im Jahr 2019 in Brumadinho ein – von einem EU-Unternehmen als sicher zertifizierter – Rückhaltedamm einer Eisenerzmine brach, kamen 272 Menschen ums Leben, drei gelten noch immer als vermisst. Die anhaltenden Umweltschäden betreffen einen ganzen Landstrich. Dom Vicente setzte sich für die Rechte der Betroffenen ein und wurde dafür auch angefeindet und bedroht. Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar unterstützte ihn und sein Team in der Begleitung der Betroffenen, auch in ihrem langen und mühseligen Weg, die Verursacher*innen des Desasters rechtlich zur Verantwortung zu ziehen.
„Es ist von großer Bedeutung, dass sich Kirchenvertreter*innen solidarisch an die Seite von indigenen Völkern, Menschenrechtsverteidiger*innen und Umweltaktivist*innen stellen, da diese in vielen Ländern massiv unter Druck geraten. Unsere Kirche darf nicht aufhören, ihre Stimme zu erheben für all jene, deren Rechte beschnitten oder Lebensräume zerstört werden“, so Appel abschließend.
Der Wortlaut der Botschaft von religiösen Führungspersönlichkeiten aus aller Welt.
Eine Fallstudie zum Eisenerz-Abbau in Brasilien und Empfehlungen für das EU-Lieferkettengesetz (Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar)