Welt-AIDS-Tag: Gottesdienst mit Schönborn und Veranstaltungen
Der Welttag wurde erstmals 1988 von der WHO ausgerufen und steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. 2017 lautet es "My Health, my Right" (Meine Gesundheit - meine Rechte); der Fokus liegt beim Kampf gegen Diskriminierung. Die AIDS-Hilfswerke laden ein, mit dem Red Ribbon ein Zeichen gegen die Ausgrenzung und Stigmatisierung Betroffener und für ein Miteinander ohne Vorurteile zu setzen.
Erstmals wird heuer am 1. Dezember auch ein speziell gestalteter Gottesdienst im Wiener Stephansdom gefeiert, zu dem Kardinal Christoph Schönborn und Gery Keszler, Obmann des Vereins Life+ (lifeplus.org), einladen. Die Feier um 22.30 Uhr, die von ORF III live übertragen wird, soll konfessionsübergreifend sein und an die 36 Millionen Verstorbenen aufgrund von AIDS-Erkankung erinnern. Gleichzeitig geht es dabei um ein Zeichen gegen Vorurteile. "Wir feiern diesen Gottesdienst, um für die zu beten, die an AIDS gestorben sind, um die Hinterbliebenen zu trösten und um denen Kraft zu erbitten, die an HIV/AIDS leiden. Mitgefühl ist ganz wichtig für unsere Zeit. Es ist die Gabe, genau hinzuschauen und Bereitschaft zum Lernen zu zeigen", so der Wiener Erzbischof in einer Erklärung. Die Feier wird musikalisch mit dem Mozart-Requiem gestaltet, der Kardinal wird die Predigt halten.
Dem Gottesdienst geht ein Fackelzug voran. Er beginnt um 20 Uhr am Christian-Broda-Platz vor dem Westbahnhof und führt über die Mariahilfer Straße durch die Wiener Innenstadt zum Stephansdom. Gemeinsam entzünden die Teilnehmer ein Licht für jene, die den Kampf gegen HIV/AIDS verloren haben.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes liegt beim Wiener Kammerorchester und dem Philharmonia Chor Wien. Dirigentin ist Keri-Lynn Wilson. Bei dem Gottesdienst wird um Spenden zugunsten der AIDS-Hilfe gebeten.
Kirche Träger von 25 Prozent der Hilfsangebote
"Es gibt eine schwierige Tradition zwischen dem Thema HIV/Aids und der Kirche, weil es natürlich Themen berührt wie Sexualität, Lust und auch gleichgeschlechtliche Sexualität", so Life Ball-Organisator Keszler gegenüber der Austria Presse Agentur (APA.) Nichtsdestotrotz seien viele katholische Schwestern und Missionare die ersten gewesen, die wirklich greifbare Initiativen durchgesetzt hätte, um den Menschen Mitte der 1980er Jahre in den ärmsten Ländern im Kampf gegen die Krankheit zu helfen.
Rund 50 Prozent aller Einrichtungen im Kampf gegen AIDS werden weltweit von den Kirchen getragen, so die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung/Mission (KOO) am Freitag: "Einer von vier AIDS-Kranken wird im Durchschnitt von katholischen Einrichtungen betreut. Hilfsorganisationen, SeelsorgerInnen und Beratungsdienste bilden dabei die Basis kirchlicher Arbeit. Aufgrund der Komplexität der Krankheit, ihrer Geschichte und ihres Ansehens gibt es verschiedene Tätigkeitsfelder für die kirchliche Arbeit. Ziel ihrer Arbeit ist es, erkrankte Menschen aus ihrer Isolation und Lethargie herauszuholen, das Schweigen gegenüber der Krankheit zu brechen und AIDS-Kranke zu pflegen. Dabei kann der Glaube eine sehr wichtige Rolle spielen. Der Respekt für das Leben, die Heiligkeit des Menschen und die Bedeutung der Gemeinschaft bieten einen wichtigen Bezugsrahmen", heißt es in Aussendung. HIV/AIDS-betroffene Personen seien nicht nur Opfer menschlichen Fehlverhaltens und ungerechter Strukturen, sondern hätten vor allem eine menschliche Würde.
AIDS-Hilfepionier Pater Lagleder spricht in Wien
Auf die schwierige Situation von HIV-Infizierten und Aids-Kranken in Afrika will der deutsche Priester und AIDS-Hilfepionier P. Gerhard Lagleder OSB am Montag, 27. November, 18 Uhr, in einem Vortrag in Wien (Curhaus, StephansplatZ 3) aufmerksam machen. AIDS ist die schlimmste Geißel in seinem Einsatzgebiet, dem Zululand in Südafrika. Lagleder, der aus Regensburg stammt, ist Präsident der südafrikanischen Hilfsorganisation des Malteserordens "Brotherhood of Blessed Gerard".
In einem eigens errichteten "Care Center" in Mandeni, einer Kleinstadt in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal, bietet der Orden AIDS- und Hospizdienste kostenlos an, da der Großteil der Patienten sich eine Betreuung sonst nicht leisten könnte. "Manchmal sterben an einem einzigen Tag fünf Menschen im Hospiz des Zentrums, manchmal belegen wir ein Bett neu, dass noch gar nicht ganz kalt ist", so Benediktinerpater Lagleder über den Alltag der Helfer im Zentrum.
Einhaltung der Zusagen für Entwicklungszusammenarbeit
Die Koordinierungsstelle (KOO) erinnerte in der Aussendung auch, dass die weltweite Ausbreitung von HIV/AIDS nur durch konzentriertes Vorgehen bekämpft werden könne. Die KOO fordert die Einhaltung der Zusagen für Entwicklungszusammenarbeit. Im Speziellen betrifft das die Entwicklung und den Zugang zu antiretroviralen Medikamenten für alle und vermehrte Maßnahmen zur Verhinderung der HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind. Wichtig sei ein ganzheitliches Vorgehen im Gesundheitswesen, in der Prävention, in der Stärkung der Rolle der Frau und in der Armutsbekämpfung.
KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl verwies auf die SDG (nachhaltigen Entwicklungsziele) der UNO. Bereits 2006 habe die UNO beschlossen, "dass alle Menschen zu jeder Zeit Zugang zu ausreichenden und nahrhaften Lebensmittel erhalten" als Teil einer umfassenden Reaktion auf HIV und AIDS. "Universal Access", immer eines der Themen der Welt-AIDS-Konferenzen, erinnere zusätzlich an ein Versprechen der reichen Industrienationen, allen Menschen, die es brauchen, Zugang zu einer Therapie zu verschaffen. Allerdings würden heute noch immer nur knapp die Hälfte der Menschen, die mit HIV und AIDS leben, mit antiretroviral wirksamen Medikamenten versorgt.
Zwischen HIV und AIDS und der Entwicklung eines Landes bestünden zahlreiche Wechselwirkungen. "Not, Unterdrückung, zerstörte Familien und mangelnde Bildung sind ein Nährboden für die rasche Ausbreitung von HIV und AIDS", so Hödl.
Zusätzlich begünstigten Faktoren wie die Diskriminierung von Frauen und geringe medizinische Versorgung die Expansion der Pandemie. Neu entwickelte Medikamente hätten in den Industriestaaten deutlich gemacht, dass die Infektion mit dem HI-Virus nicht mehr zwangsläufig zum Ausbruch der Krankheit und zum raschen Tod führen müsse. Eine ausreichende medizinische Behandlung sei aber in vielen Entwicklungsländern nicht gegeben.
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