Indigene und Klimaschutz
Wien, 18.08.2021 (KAP) Für einen Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik hat sich die Politikwissenschaftlerin Anja Appel ausgesprochen: Im Blick auf den Klimaschutz brauche es einen "ganzheitlichen Blick", der Menschen dazu bringe, "mitfühlend, fürsorglich und vorausschauend" mit der Umwelt umzugehen, sagte Appel Mittwochfrüh in der ORF-Sendung "Guten Morgen Österreich". In diesem Kontext könne die Welt "viel von den indigenen Völkern lernen", die es mit ihrer Kosmovision und Verständnis der großen Zusammenhänge daher auch in besonderer Weise "zu schützen und zu schätzen" gelte.
Schockiert zeigte sich Appel über die zunehmende Gewalt sowohl gegen Indigene als auch gegen Menschen, die sich in Lateinamerika für Menschenrechte oder den Schutz des Regenwaldes einsetzen und über Formen politisch gedeckten Landraubes. Durch die grassierende Gewalt versuche die Agro-Industrie, aber auch Minenbetreiber und Holzwirtschaft gezielt, "die Bevölkerung einzuschüchtern, mundtot zu machen". Dagegen rege sich jedoch inzwischen vor Ort wie weltweit Widerstand - allerdings müsse dringend der politische Druck etwa auf die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro in Brasilien erhöht werden, mahnte Appel: Auf europäischer Ebene gebe es etwa mit dem in Finalisierung befindlichen Lieferkettengesetz entsprechende politische Instrumentarien.
Irritiert sei sie jedoch über das "Schweigen der politischen Elite" im Blick auf das Vorgehen Bolsonaros: "Mich schockiert, dass die politische Elite weltweit dazu schweigt. Sind die Interessen zu groß oder die Akteure zu mächtig?" Die laufenden Verhandlungen zum "Mercosur-Abkommen" - einem Handelsabkommen zwischen der EU und Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay - seien jedenfalls "das falsche Signal. Da müssten die EU-Staaten sagen: Stopp, das geht so nicht." Zu einer Änderung der Politik könne im Übrigen auch das individuelle Konsumverhalten beitragen, so Appel: Ein Verzicht etwa auf Produkte mit Soja oder Palmöl trage dazu bei, Abholzungen und Landverlust in Lateinamerika zu verringern.