Indigene Völker Amazoniens und Regenwald in Zeiten von COVID-19 hochgradig gefährdet
[19.06.20, PA] Während wir mit Anteilnahme die Vorbereitungen hin zur Synode und dann die gesamte Sonderversammlung begleitet haben, blicken wir als Fachstelle für internationale Entwicklung und Mission heute mit großer Sorge und Entsetzen nach Amazonien, insbesondere dessen brasilianischen Teil.
Die Situation dort ist aktuell hoch dramatisch, weil das Coronavirus sich weiterhin rasend schnell weiterverbreitet und auf ein unzureichend ausgestattetes Gesundheitssystem trifft. Hinzukommen die durch Mobilitätseinschränkungen verursachte mangelhafte Versorgung mit Nahrungsmitteln und steigende Verarmung der Bevölkerung. Durch das illegale Eindringen von Holzfällern oder Goldsuchern in indigene Territorien, auch die abgelegenen Gebiete, wird das Virus auch unter den indigenen Völkern verbreitet. Parallel nutzt die brasilianische Bundesregierung die Situation und setzt Maßnahmen, die zur weiteren Ausbeutung Amazoniens und zur Abholzung des Regenwalds führen. Der Abbau von Rohstoffen in innersten Gebieten Amazoniens wird gefördert und die Landnahme durch Agrobusiness angeheizt und damit die Rechte der indigene Völker gravierend verletzt. Die konsequente Schwächung der regulären Kontrolleinrichtungen und die Militarisierung tun das ihre, die Situation weiter zu eskalieren zu lassen und zu destabilisieren.
Die heutige Positionierung der Östereichischen Bischofskonferenz zeugt von Respekt und Solidarität für ihre brasilianische Amtsbrüder. Die KOO ist in diesem Sinne aktiv und unterstützt die Amazonienkommission und CIMI (Indigenenmissionsrat), beides Einrichtungen der Brasilianischen Bischofskonferenz CNBB, bei Maßnahmen, um die Weltöffentlichkeit über die dramatischen Entwicklungen und Menschenrechtsverletzungen zu informieren.
Dieses menschliche und ökologische Drama muss uns veranlassen, auch die europäische und österreichische Verantwortung in den Blick zu nehmen. Der europäische Lebensstil und unser Wirtschaften gehen einher mit dem Hunger nach Rohstoffen und Futtermitteln, die zu einem großen Anteil auch in Amazonien gewonnen bzw. erzeugt werden.
Daher fordert die KOO, alle schädlichen Aktivitäten und Initiativen, wie das Mercosur-Abkommen, zu stoppen und zugleich Bestrebungen zur Stärkung eines ambitionierten Klimaschutzes und Maßnahmen für soziale Gerechtigkeit zu forcieren, etwa ein europäisches Lieferkettengesetz, den European Green Deal und auch die UN-Verhandlungen über ein verbindliches Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten.