Amazonien-Synode will Umkehr und neue Wege
Mit der Amazonien-Synode hat Papst Franziskus eine lange Zeit wenig beachtete Region und die dort lebenden Menschen in den Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit gestellt. Die ökologische Bedrohung dieser für das Weltklima so wichtigen Region war und bleibt eine zentrale Herausforderung für die gesamte Menschheit. An Amazonien wird deutlich, dass der "Schutz des gemeinsamen Hauses", wie es Papst Franziskus in der Enzyklika "Laudato si" formuliert hat, zu einer Überlebensfrage der ganzen Welt geworden ist. Die Synode ist ein globaler Notruf, der zu einer Konversion im Sinne eines grundsätzlichen Umdenkens und einer umfassenden ökologischen, ökonomischen, kulturellen und pastoralen Umkehr führen soll.
Stirbt Amazonien, dann stirbt die Welt. Das hat der renommierte deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber im Rahmen der Synode überzeugend dargelegt. Raubbau und Ausbeutung bedrohen schon jetzt den dortigen Lebensreichtum, die Artenvielfalt und die indigene Bevölkerung. Der Einsatz für ihre Rechte kann lebensgefährlich sein, wie das jahrzehntelange kirchliche Wirken von Bischof Erwin Kräutler im Amazonas-Raum zeigt. Noch können die drohende Vernichtung des Regenwalds und die damit verbundenen Aus-wirkungen auf das Weltklima verhindert werden, aber "später ist zu spät", wie es ein Synodenteilnehmer formuliert hat.
Die nötige umfassende Umkehr wird nur gelingen, wenn sie mit einer Änderung des Lebensstils und der Bereitschaft zum Verzicht vor allem jener Menschen verbunden ist, die in den Wohlstandszonen der Welt leben. Gerade der christliche Glaube kann dafür eine hilfreiche und inspirierende Quelle sein. Neben dieser persönlichen Verantwortung braucht es verbindliche globale und nationale Beschlüsse und weit größere Anstrengungen als bisher, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden. Auch Österreich ist gefordert, noch viel entschiedener die gesamte UNO-Agenda 2030 mit ihren nachhaltigen Entwicklungszielen und die Pariser Klimaschutzziele umzusetzen. Alle österreichischen Diözesen haben sich zu ökologischen Maßnahmen vor allem in den Bereichen Energie, Beschaffung und Finanzanlagen verpflichtet.
Da das Thema der Synode "Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie" lautete, ging es dabei auch um Fragen nach einer zeitgemäßen Seelsorge für ein Gebiet, das mit rund 7,5 Millionen Quadratkilometern etwa 80 Mal so groß wie Österreich ist. In diesem Zusammenhang haben die Synodenväter mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit einen Vorschlag hinsichtlich einer möglichen Zulassung von verheirateten Männern zur Priesterweihe angenommen. Weil in vielen entlegenen Regionen nur sehr selten Priester anwesend sein können, soll das Amt der Ständigen Diakone gefördert werden.
Es handelt sich dabei um verheiratete Männer mit Familien, die sich neben ihrem Beruf nach entsprechender Ausbildung ihren Pfarren mit diesem Dienst zur Verfügung stellen. In einem weiteren Schritt könnten dann aus dem Kreis der Ständigen Diakone bewährte ver-heiratete Männer ("viri probati") die Priesterweihe empfangen. Im Blick auf kirchliche Dienste von Frauen hat sich die Synode für die Möglichkeit von weiblichen Gemeindeleiterinnen ausgesprochen sowie den Papst ersucht, die Frage nach der Zulassung zum Diakonat erneut zu prüfen.
Die österreichischen Bischöfe begrüßen und unterstützen diese Vorschläge der Synode, die sich jetzt auf die Amazonas-Region beziehen. Sie machen zugleich deutlich, dass die Grundform des priesterlichen Dienstes in der römisch-katholischen Kirche die ehelose Lebensform bleibt, wie Jesus Christus sie selbst gelebt hat.