Amazonien, eine Herausforderung für die ganze Menschheit
Bischof Kräutler zeigte auf, dass hinter diesem Ruf das Interesse steht, die Amazonasregion immer intensiver wirtschaftlich auszubeuten. Demgegenüber betonte er, dass das Amazonasgebiet wegen seiner zentralen Rolle für das Weltklima „eine Herausforderung für die Kirche und für die Menschheit“ sei. In diesem Zusammenhang wies er auch auf die Amazoniensynode hin, die im Oktober 2019 in Rom stattfinden wird und das Thema: „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ behandelt.
Erwin Kräutler belegte mit historischen Fakten, dass die brasilianische Regierung zwar von nationalen Interessen spricht, in Wirklichkeit aber ausländische multinationale Konzerne seit Jahrzehnten das Land, die Bodenschätze und die billigen Arbeitskräfte der Region mit Zustimmung der brasilianischen Regierung ausbeuten. Das geschieht im Interesse der Herkunftsländer dieser Firmen, die groteskerweise zuhause oft eine sehr strenge Umweltgesetzgebung haben, in Brasilien aber die Natur und die Existenzgrundlagen der indigenen Völker zerstören. Die Kirche muss angesichts der Sorgen, Nöte und Leiden der Bevölkerung prophetisch die Stimmen erheben gegen die Prozesse der Kolonisierung, die ungezügelte Ausbeutung der Ressourcen und der Bodenschätze, das Fehlen einer Landreform und andere Fehlentwicklungen, die sich fatal auf das Leben der indigenen Völker und der Migranten auswirken.
Der Sichtweise des Agrobusiness, dass „kein Stück Land außerhalb der Marktwirtschaft“ sein dürfe, stellt Bischof Kräutler eine andere Vision entgegen: „Jedes Stück Land soll dem Leben und dem Frieden dienen!“ Es ginge um zwei unterschiedliche Projekte, die einander ausschließen: „Land für das Leben – oder Land für das Geschäft? Unser Einsatz muss noch größer werden, damit das Leben siegt!“