Amazoniensynode: Eine Chance für die Kirche
Zur Vorbereitung der Amazoniensynode im Oktober fand in diesen Tagen ein Seminar im Vatikan statt, an dem neben Kardinälen, Bischöfen auch Expertinnen und Experten für einzelne Themen teilnahmen, um die nächsten Schritte bis zum Oktober zu besprechen. Auch VertreterInnen des panamazonischen Netzwerkes REPAM waren vor Ort. Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri betonte in einem aktuellen Interview die weltkirchliche Dimension der Synode. Seiner Überzeugung nach, ist zu erwarten, „dass das Ereignis ein Kairos [griech.: günstiger Moment] für die Kirche bzgl. ihrer evangelisierenden Mission und eine Zeit großer Aufmerksamkeit und Reflexion für die ganze Menschheit über das „gemeinsame Haus“ und die integrale Ökologie wird, von der der Hl. Vater spricht“.
Die Synode, benannt nach einer einzelnen Weltregion, findet vom 6.-27. Oktober in Rom statt und stellt ein universalkirchliches Ereignis dar. Sie „ist eine spezifische Versammlung, die sich mit Fragenstellungen beschäftigt, die mit der Evangelisierung und der Präsenz der Kirche in der Welt zu tun haben; sie ist kein politisches Ereignis.“ Die politische Dimension nicht zu betonen kann als Reaktion der Angriffe von höchster politischer Ebene gesehen werden (siehe 2. Artikel). Für Baldisseri ist die universalkirchliche Bedeutung eindeutig, denn auf der Synode wird kein Thema behandelt, „das nur ein Gebiet berührt, unter Ausschluss der anderen. Das wäre gegen die eigentliche Natur der Kirche, denn der Hl. Paulus erklärt: ‚Ein Glied leidet? Alle anderen leiden mit ihm. Ein Glied wird gelobt? Alle anderen haben Teil an seiner Freude.“ (1 Kor 12,26).“
Wie bereits im Vorbereitungsdokument erwähnt, gilt Amazonien hier als paradigmatische Region. Kardinal Baldisseri: „Es stellen sich für dieses Gebiet viele Fragen, die auch andere Regionen des Planeten betreffen. Denken wir zum Beispiel an die ökologischen Fragestellungen im Kongobecken, in den tropischen Urwäldern des asiatischen Pazifiks, etc. Deshalb verbinden sich hier die regionalen und universalen Dimensionen“. Wichtig für die Synode und den synodalen Prozess insgesamt ist die möglichst breite Beteiligung im Vorfeld und die Präsenz von VertreterInnen aus der Region auf der Synode: Es soll „vor allem denen das Wort gegeben [werden,…], die aus dem Amazonasgebiet kommen und aus direkter Erfahrung sprechen, und dann gibt es ein Hinhören auf andere, die auch dazu eingeladen sind, ihre Perspektiven einzubringen.“
So wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si die Verwobenheit zwischen sozialer, spiritueller und ökologischer Krise benennt, so werden auch auf der Synode verschiedene Dimensionen zusammen thematisiert: die Nöte der christlichen Gemeinden und die ökologischen Nöte der Region. Durch neue Wege für die Kirche soll eine Kirche mit amazonischem Gesicht entstehen und durch neue Wege für eine ganzheitliche Ökologie sollen der Ausbeutung und Zerstörung von Lebensraum ein Ende gesetzt werden muss. Ein wichtiges Thema wird auch die Frage nach den Formen der Inkulturation sein, die universalkirchlich bedeutsam sind. Denn die „Inkulturation des Evangeliums ist eine Herausforderung für alle christlichen Gemeinden in einer Welt, die schnellen Veränderungen unterworfen ist.“
Es bleibt zu hoffen, dass die Chance, den „Blick auf Amazonien […] als ein vielversprechendes Laboratorium für die kirchliche und soziale Reflexion“ zu nutzen, ergriffen wird.
Übersetzung: Dr. Franz Helm/KOO