Papst Franziskus‘ Worte schlagen sich kaum in Ergebnis von COP26 nieder
Zum Start der Klimakonferenz hatte Papst Franziskus eine Botschaft an die versammelten Staats- und Regierungschefs gesendet. Das „COP26 High Level Segment Statement“, vorgetragen durch Secretary of State Kardinal Parolin, beinhaltet einige klare Anforderungen an das Ergebnis der Klimakonferenz. Martin Krenn von der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz, stellt in der folgenden Analyse fest, dass im nun beschlossenen „Glasgow Climate Pact“ nur mehr ein leiser Widerhall der kräftigen Botschaft von Papst Franziskus zu finden ist.
Papst Franziskus hatte klargestellt, dass die Ziele des Pariser Abkommens nicht länger aufgeschoben werden können und jene Länder mit mehr Mitteln auch mehr zu dieser epochalen Wende beitragen müssen. Glasgow hat die Verstärkung der nationalen Klimaziele in Richtung 1.5 Grad jedoch wieder aufgeschoben. Jedoch ist eine Nachbesserung schon bis Ende 2022 gefordert. Ob die reicheren Staaten nun mehr beitragen hängt vom Bereich ab: beim Klimaschutz teilweise, auch bei der finanziellen Unterstützung wurde nachgebessert, aber die große Finanzlücke auf das Versprechen von 100 Mrd. USD pro Jahr ist geblieben.
Eine weitere zentrale Botschaft von Papst Franziskus ist die notwendige Richtungsänderung weg von der Wegwerfkultur hin zur Kultur der Fürsorge. Dazu gehöre auch die ungleiche Ressourcenverteilung zwischen den Staaten. Der Papst ist davon überzeugt, dass die Menschheit das Zeug zu dieser notwendigen Transformation hat. Eine solche Richtungsänderung wurde im Abschluss-dokument der Klimakonferenz durch den sehr aufgeweichten Beschluss zur Verringerung der Kohleverstromung und zum Ende fossiler Subventionen ganz vorsichtig angestoßen – stumm bleibt die Konferenz jedoch zum Problem des Überkonsums und der Ausbeutung aller anderen Ressourcen. Ob nun die Menschheit wirklich das Zeug zur Rettung des Planeten hat, wurde bei den langen Verhandlungen und zwischenstaatlichen Grabenkämpfen in Glasgow leider bei weitem nicht beantwortet. Ein Blick auf die zehntausenden Jugendlichen bei den unzähligen Demonstrationen und Protesten auf den Straßen von Glasgow gibt hier eindeutig mehr Hoffnung.
Ein besonderes Anliegen ist Franziskus die Unterstützung der von der Klimakrise am stärksten betroffenen Menschen und er scheute sich auch nicht davor, die wachsende „ökologische Schuld“ zwischen den Staaten anzusprechen. Die Staatengemeinschaft konnte sich in den vergangenen zwei Wochen glücklicherweise auf eine Verdoppelung der finanziellen Unterstützung für Anpassungsmaßnahmen in armen Ländern einigen. Aber die Opfer von Klimakatastrophen – jene die vor von Unwettern zerstörten Existenzen stehen - wurden im Stich gelassen und die größten Verschmutzer haben ihre ökologische Schuld von sich gewiesen.
Unmissverständlich wies Papst Franziskus auf die Dringlichkeit hin: „Jetzt ist die Zeit zu handeln, dringend, mutig und verantwortungsvoll.“ Und ja, in Glasgow wurde die Dringlichkeit klar anerkannt, mutige Handlungen sind aber noch nicht von allen Staaten erkennbar. Und verantwortungsvoll ist das Ergebnis ganz und gar nicht - nicht gegenüber der gesamten Menschheit, nicht gegenüber den Ärmsten, nicht gegenüber nächsten Generationen und nicht gegenüber der Schöpfung als Gesamtes.
Zum Abschluss seiner Botschaft, forderte Franziskus die Vertreter*innen aller Nationen der Welt auf, jetzt Entscheidungen zu treffen, welche den immer lauter rufenden jungen Menschen Grund zur Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft geben. Nach dem Abschluss des Klimagipfels muss aber nüchtern festgestellt werden, ob die Jugend Hoffnung schöpfen kann, liegt nun wieder an den Entscheidungen der einzelnen Staaten. Glasgow hat einen möglichen Weg aufgezeigt. Ob dieser beschritten wird, werden die Regierenden entscheiden müssen. Ich bin mir sicher, die Jugend und alle anderen verantwortungsvollen Menschen werden sie daran erinnern.