Schönborn und Van der Bellen unterstützen Klimapilger
Wien, 20.11.2018 (KAP) Kardinal Christoph Schönborn unterstützt die Initiative einer internationalen Pilgergruppe, die von Rom aus unterwegs ins polnische Kattowitz ist, wo Anfang Dezember die nächste UN-Klimakonferenz stattfinden wird. In einem Grußwort an die Pilger, die sich derzeit in Wien aufhalten, dankt der Wiener Erzbischof den Teilnehmern für ihr Engagement und ihr inspirierendes Beispiel im Sinne der Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfing die Pilger in der Hofburg.
Kardinal Schönborn unterstützt die Forderungen der Klimapilgernden nach u.a. einem ambitionierten globalen Regelwerk, um die Ära der fossilen Rohstoffe schnell zu beenden und eine gerechte Transformation zu sauberer Energiewirtschaft einzuleiten. Auch die österreichische Kirche bekenne sich zur Verantwortung für den Schutz des Planeten. So habe sie 2015 nicht nur eigene Umweltziele beschlossen, sondern heuer im Rahmen neuer ethischer Veranlagungsrichtlinien, die Bereiche Klima- und Umweltschutz mit strengen Kriterien bewertet, betont Schönborn. Weitere Schritte seien in Ausarbeitung. "Ich hoffe, ihr konntet den positiven Effekt dieser Maßnahmen auch während eurer Pilgerreise durch Österreich und in den besuchten Pfarren erkennen", so der Kardinal in seinem Brief an die Klimapilger.
Die internationale Pilgergruppe startete am 4. Oktober in Rom auf dem Petersplatz. Die Pilger aus den Philippinen, von den pazifischen Inseln, aus Europa und den USA wollen auf ihrem 1.500 Kilometer langen Marsch durch sechs Länder (Italien, Slowenien, Österreich, Tschechien, Slowakei, Polen) für Klimagerechtigkeit und eine soziale und ökologische Transformationen im Sinne des Papst-Schreibens "Laudato si" eintreten. Unterstützt wird die Initiative in Österreich u.a. von der Koordinierungsstelle für internationale Entwicklung und Mission (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz, Greenpeace und dem Netzwerk Pilgrim.
Initiator des Pilgerwegs ist Yeb Sano, früherer Verhandlungsleiter für die Philippinen bei den UN-Klimakonferenzen. Die Philippinen gehören als Inselstaat zu einer vom Klimawandel stark betroffenen Region, da sie u.a. mehr Wetterextremen ausgesetzt sind, wie etwa Taifunen oder Dürreperioden. 2013 hatte der Taifun Haiyan, der wahrscheinlich aufgrund des Klimawandels stärker war als sonst, die Philippinen während der damaligen Klimakonferenz erreicht und 6.000 Menschen getötet. Überlebende des Taifuns Haiyan werden Teil der Pilgergruppe sein.
Am Montag wurden die Klimapilger mit Yeb Sano an der Spitze von Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Wiener Volksgarten begrüßt. Er überreichte ihnen ein Jausenpaket als Stärkung für ihre weitere Reise zur Weltklimakonferenz nach Polen und lud sie anschließend zu einem Gespräch in die Präsidentschaftskanzlei in der Hofburg ein. Der Bundespräsident habe die Bedeutung u.a. des kirchlichen Engagements für Klimagerechtigkeit gewürdigt und seine Anerkennung für die Pilgerinnen und Pilger ausgedrückt, so Anja Appel, KOO-Geschäftsführerin, im Anschluss an die Begegnung gegenüber "Kathpress".
Yeb Sano sagte im Anschluss an die Begegnung: "In Wien einen Staatschef zu treffen, dem die Umwelt wirklich am Herzen liegt, war sehr inspirierend. Durch unsere Pilgerreise für Klimagerechtigkeit wollen wir auf die Notwendigkeit hinweisen, die Klimakrise als eine spirituelle Krise zu begreifen."
Kirche an der Seite der Armen
Am Dienstag brachen die Pilger von Wien über Schwechat Richtung Bratislava auf. Mit dabei sind auf dem ersten Teil der Etappe auch Anja Appel und die Direktorin der Katholischen Sozialakademie Magdalena Holztrattner. Appel gegenüber "Kathpress": "Durch unsere internationale Kooperation mit vielen Organisationen auf der ganzen Welt erfahren wir täglich von den verehrenden Folgen des Klimawandels. Sie sind ein weiteres Symptom des Ungleichgewichts von Wohlstand, Macht und Perspektiven in der Welt." Denn auch die Auswirkungen des Klimawandels würden die marginalisierten Menschen im Globalen Süden am heftigsten treffen. Daher sei es wichtig, "dass die Kirche an der Seite der Armen unbequeme Anwältin für deren Interessen auf der internationalen Bühne bleibt. Gerade in Zeiten wie diesen, ist diese Stimme ein Zeichen der Hoffnung."
Auch Holztrattner unterstrich die Bedeutung der Initiative der Klimapilger: "Klimagerechtigkeit betrifft uns alle. Dabei geht es um Menschen in anderen Ländern heute genauso wie um unsere - wie deren - Enkelkinder." Österreich hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Deshalb wolle sie an die Regierung appellieren, "die mit der Ratspräsidentschaft verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten voll auszuschöpfen und den Klimagipfel in Katowice so zu beeinflussen, dass die gemeinsame Zukunft klimagerecht und dadurch auch sozialgerecht gestaltet wird". Es gehe "um eine enkeltaugliche Zukunft aller Menschen auf diesem Planeten", so Holztrattner.
Am Sonntagnachmittag waren die Klimapilger in Wien angekommen, wo sie auf dem Stephansplatz auf ihr Anliegen aufmerksam machten. Im Gepäck haben die Klimapilger neben konkreten Erfahrungen von den Auswirkungen des Klimawandels auch Forderungen an politische Entscheidungsträger, sich in Kattowitz für ein ambitioniertes Regelwerk einzusetzen, um die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und so menschheitsgefährdende Folgen möglichst zu verhindern. Auf diese und andere Ziele hatte sich die Staatengemeinschaft 2015 beim Klimagipfel in Paris geeinigt.
"Ob Wirbelstürme, extreme Dürren oder Hochwasser - die Klimakrise macht vor niemandem halt. Wir müssen endlich gemeinsam handeln, denn Klimaschutz kennt keine Grenzen. Dabei geht es vor allem auch darum, Menschlichkeit zu zeigen und jene zu unterstützen und zu schützen, die am stärksten unter der Klimakatastrophe leiden", sagte Adam Pawloff, Klimaexperte von Greenpeace in Österreich und weiter: "Bei der diesjährigen Weltklimakonferenz in Kattowitz müssen die Länder, darunter auch Österreich, endlich anpacken und Klimaschutz ernst nehmen."
Weltklimakonferenz von 3. bis 14. Dezember
Rund um die Weltklimakonferenz - zu der sich die Staatenvertreter vom 3. bis 14. Dezember in der südpolnischen Industriestadt Katowice versammeln - finden zahlreiche weitere kirchliche Begleitveranstaltungen statt, oftmals ebenfalls mit österreichischer Beteiligung. So gibt es etwa vom 23. bis zum 25. November den "Pilgrim"-Klimagipfel der Jugend Europas unter dem Motto "damit die Erde wieder zum Atmen kommt". Jugendliche aus sieben Ländern melden sich dabei zu Wort, um ein dynamisches Zeichen für die Bewahrung der Schöpfung zu setzen. Bei Informations- und Diskussionsrunden, die von der Theologischen Fakultät der Schlesischen Universität geplant und an einer bilingualen Schule in Kattowitz durchgeführt werden, sollen Ideen entwickelt werden, die Ausgangspunkt für eine Weiterarbeit sind. Ein von den Jugendlichen verfasstes Manifests soll im Anschluss an Vertreter der Kirche, Wissenschaft und Politik überreicht werden.
Die KOO lädt junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren von 6. bis 9. Dezember zum Klimacamp unter dem Motto "Change for the planet COP 24" in Katowice ein. Auf dem Programm stehen u.a. der Besuch einer Kohlemine, ein Treffen mit dem Erzbischof von Kattowitz und ein gemeinsamer Gottesdienst. Organisiert wird das Klimacamp von der KOO gemeinsam mit 17 weiteren Mitgliedsorganisationen des Weltdachverbands der Kirchenhilfswerke CIDSE. (Infos: http://climatepilgrimage.com bzw. )
Die KOO wird bei den Verhandlungen auf der diesjährigen Klimakonferenz vor Ort sein und davon in ihrem Newsletter berichten.
Mehr über kirchliche Klimaschutzarbeit in Österreich erfahren Sie unter: www.schoepfung.at