Kirchliche Fachstelle nimmt Regierung in die Pflicht
Wien, 19.11.2016 (KAP) Nach der am Freitag zu Ende gegangenen UN-Klimakonferenz in Marrakesch sieht die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) die Staaten in der Pflicht, "ihre Anstrengungen deutlich zu erhöhen", soll das UN-Klimaschutzabkommen von Paris auch wirklich umgesetzt werden. Über 190 Staaten haben bis Freitag in der marokkanischen Stadt über die Umsetzung des Pariser UN-Klimaschutzabkommens beraten. Österreich sieht KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl anders als Deutschland bei der Reduktion von Treibhausgasen und der Unterstützung von Entwicklungsländern säumig.
Hödl verwies auf den aktuellen Klimaschutz-Index 2017 von Germanwatch. Die Studie verzeichne einen stabilen Aufwärtstrend, Schwellenländer holten beim Umbau zu einer emissionsarmen Wirtschaft auf. Der Schwung im Kampf gegen den Klimawandel lasse aber in Europa nach. Besonders negativ: Österreich erreiche weltweit nur Platz 41 in der Allgemeinwertung und falle damit in die Kategorie "poor", nur zwei Plätze vor den USA und nur am vorletzten Platz im EU-Ländervergleich.
Obwohl eines der reichsten Länder der Welt, mit ausgezeichneter Ausganslage im Bereich der Elektrizitätserzeugung, habe Österreich es weder geschafft, seine CO2-Emissionen unter den Stand von 1990 zu reduzieren, noch ausreichend Gelder für Klimaprojekte in Entwicklungsländern bereitzustellen. EU-weit hingegen seien die Emissionen bereits um 24 Prozent unter den Stand von 1990 gesunken.
Nicht nur deshalb findet Hödl es schade, dass Bundesminister Ändre Rupprechter seinen Auftritt in Marrakesch nicht dazu genützt hat, "eine so dringend nötige weitere Erhöhung der Klimafinanzierung in Aussicht zu stellen und auch weitere konkrete Maßnahmen Österreichs für die Reduktion von Treibhausgasen anzukündigen".
Der nationale Klimafinanzierungsbericht zeige, dass ein Großteil der Ausgaben aus dem Jahr 2015 für Kredite durch die Österreichische Entwicklungsbank besteht. Die 2015 von Minister Rupprechter versprochene halbe Milliarde Euro an Klimafinanzierung bis 2020 müsse aber mehr sein als hauptsächlich Kredite zu vergeben. Aus Sicht der KOO sollte die Bundesregierung den österreichischen Beitrag für Klimafinanzierung bis 2020 auf 150 Millionen Euro jährlich verdoppeln.
Der von der UNEP (United Nations Environment Programme) präsentierte Emission Gap Report 2016 zeige zudem klar auf: Wenn die globalen Emissionen erst ab 2020 sinken, gebe es nur mehr eine 50 Prozent-Chance, das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Hödl: "Dies zeigt einmal mehr, dass die Weltgemeinschaft den Wandel in eine nachhaltige und treibhausgasfreie Zukunft schnell beginnen muss. Auch Österreich ist hier gefragt. Unser Klima erwärmt sich in alarmierender und nie da gewesener Geschwindigkeit und wir haben die zwingende Pflicht zu reagieren."
Die nächste Klimakonferenz wird 2017 von Fidschi ausgerichtet, aber in Bonn stattfinden.