Bischof Freistetter unterstützt Forderung nach einem TRIPS-Waiver
[8.11.2021, PA] Angesichts der aktuellen Zahlen zur weltweiten Ungleichverteilung von Impfstoff gegen Covid19 spricht sich Bischof Dr. Werner Freistetter, Referatsbischof für Weltkirche und Vorsitzender der KOO, erneut für eine vorübergehende Aussetzung der globalen Patentregeln für Covid-Impfstoffe, Arzneimittel und medizinische Ausrüstung, einen sogenannten TRIPS-Waiver aus:
„Während bei uns die zu geringe Durchimpfungsrate ein großes Problem darstellt, fehlt es in vielen armen Ländern einfach an Impfstoff. Ohne eine breite Grundimmunisierung weltweit werden wir diese Pandemie jedoch nicht bekämpfen.“
Die Unterschiede sind dabei dramatisch: während die Impfquote in Österreich derzeit bei knapp 63% liegt, sind etwa nur 1,6 % der Bevölkerung in Kenia, 1,3 % im Sudan, 0,9 % in Uganda und nur 0,6 % in Tansania vollständig geimpft (Stand Oktober 2021). „Angesichts der Dringlichkeit und der enormen Zahl an Toten weltweit, sehe ich uns in der Verpflichtung, für eine Zeit auf die Patente und andere geistige Eigentumsrechte zugunsten des Menschenrechts auf Gesundheit zu verzichten. Daher habe ich diesen offenen Brief gerne unterzeichnet.“ so Bischof Freistetter.
Ein Referenzrahmen für den Referatsbischof für Weltkirche stellt dabei u.a. die Enzyklika Fratelli Tutti dar, die die Gesellschaften auffordert im Rahmen der Pandemiebekämpfung global geschwisterlich zu handeln.
In der vor einem Jahr erschienen Enzyklika mahnt Papst Franziskus u.a. von Politik und Wirtschaft eine Orientierung am Gemeinwohl und Solidarität ein, die sich eben nicht durch „sporadische Gesten der Großzügigkeit [auszeichnet, sondern…] bedeutet, dass man gegen die strukturellen Ursachen der Armut kämpft: Ungleichheit, das Fehlen von Arbeit, Boden und Wohnung, die Verweigerung der sozialen Rechte und der Arbeitsrechte. Es bedeutet, dass man gegen die zerstörerischen Auswirkungen der Herrschaft des Geldes kämpft.“ (FT 116)
"Übersetzt in die heutige Situation bedeutet das, dass nachdem die COVAX-Initiative nicht das gebracht hat, was sie versprochen hat, nämlich eine breite Verteilung von Impfstoffen in ausreichenden Mengen, dass sich Österreich innerhalb der EU und innerhalb der WTO endlich für einen TRIPS Waiver einsetzt.“ meint Anja Appel, Leiterin der KOO. „Wir sehen bereits heute die wirtschaftlichen und sozialen Folgen für viele Menschen weltweit. Je länger die Pandemie weltweit wütet desto schwerwiegender werden wir als Weltgesellschaft darunter zu leiden haben. Denn hohe Infektions- und Todesraten werden Länder sozial, gesundheitlich und wirtschaftlich weiterhin schwächen.“ meint Appel.
>>> Hier geht es zum offenen Brief.