Gesundheitspersonal und Risikogruppen weltweit brauchen baldigen Impfschutz
"Wir können diese Krise lediglich global bekämpfen. Es braucht überall geimpftes Gesundheitspersonal, um die Pandemie zu bewerkstelligen und eine adäquate Versorgung der Bevölkerung überhaupt zu ermöglichen. Für die Umsetzung des Rechts auf Gesundheit müssen Impfstoffe als globale öffentliche Güter weltweit verfügbar sein und gerecht verteilt werden." meint Bischof Freistetter, Referatsbischof für Weltkirche.
Die in der Interessenvertretung der KOO (Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission) vereinten Organisationen sehen sich u.a. durch die neueste Enzyklika Fratelli Tutti motiviert, die österreichische Politik und Wirtschaft im Rahmen der Pandemiebekämpfung zu global geschwisterlichem Handeln aufzufordern.
In seiner dritten Enzyklika mahnt Papst Franziskus u.a. von Politik und Wirtschaft eine Orientierung am Gemeinwohl und Solidarität ein, die sich eben nicht durch „sporadische Gesten der Großzügigkeit [auszeichnet, sondern…] bedeutet, dass man gegen die strukturellen Ursachen der Armut kämpft: Ungleichheit, das Fehlen von Arbeit, Boden und Wohnung, die Verweigerung der sozialen Rechte und der Arbeitsrechte. Es bedeutet, dass man gegen die zerstörerischen Auswirkungen der Herrschaft des Geldes kämpft.“ (116) "Das bedeutet übersetzt in die konkrete Situation, dass sich Österreich für eine internationale Finanzierung von Impfstoffen für Risikogruppen und systemerhaltendes Personal auch in anderen Ländern einsetzen und die WHO in ihrem Engagement für globale Ansätze in der Nutzung der Forschungserkenntnisse stärken soll.“ meint Anja Appel, Leiterin der KOO.
Die jüngst von der wissenschaftlichen Informations- und Analysefirma Airfinity erhobenen und von einem britischen NGO-Netzwerk analysierten Zahlen hatten sichtbar gemacht, dass an die 70 Länder mit niedrigem und unterem mittleren Einkommen im nächsten Jahr nur Impfstoff für ein Zehntel ihrer Bevölkerung werden erwerben können. Im Gegensatz dazu konnten sich wohlhabende Staaten Impfstoffe für eine Mehrfachimpfung ihrer Bevölkerung für 2021 reservieren. Der eingeschränkte Zugang für arme Länder liegt sowohl am Preis, geprägt durch die Patente der Pharmaunternehmen, an den Lagerungsbedingungen als auch den Standorten der Entwicklung.
Für die KOO-Organisationen, die alle über zunehmende Not und Armut in einem Großteil der Partnerländer berichten können, ist klar, dass der fehlende Zugang zum Impfstoff globale Ungleichheit auf Dauer dramatisch verschlimmern wird.
Denn weiterhin hohe Infektions- und Todesraten werden auch die strukturellen Kettenreaktionen verschlimmern, so dass diese Länder sozial, gesundheitlich und wirtschaftlich geschwächt bleiben werden und die Fortschritte der letzten Jahrzehnte zunichtegemacht werden. Mittelfristig sollte im Sinne einer gerechten Medikamentenverteilung das jetzige System der Medikamentenentwicklung und -produktion verändert werden. „Es braucht, gerade im Zusammenhang mit Notfallmedikamenten oder Impfstoffen eine Veränderung der Entwicklungsfinanzierung, um danach eine preiswerte, faire Verteilung ohne jahrelange Patentrechte zu ermöglichen.“ meint Appel.