Koordinierungsstelle mahnt EU zu Steuertransparenz
Wien, 5.12.2017 (KAP) Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz (KOO), hat anlässlich des Treffens der Wirtschafts- und Finanzminister in Brüssel zum massiven Einsatz gegen Steuerdumping und für mehr Steuertransparenz aufgerufen. Demnach soll am Dienstag in Brüssel eine Entscheidung getroffen werden, welche Steueroasen im Kampf gegen Steuervermeidung und Steuerhinterziehung auf die schwarze Liste gesetzt werden.
Hödl dazu: "Im Vorfeld des Treffens hieß es, dass EU-Staaten nicht dabei sein werden. Wenn der EU-Rat für Wirtschaft und Finanzen Mitgliedstaaten wie Malta, Irland, Luxemburg und die Niederlande nicht auf diese Liste setzt, zeigt das einmal mehr, wie lasch die EU gegen das schädliche Steuerdumping vorgeht." Schon bei einem öffentlichen Transparenzregister im Rahmen der Geldwäsche-Richtlinie seien mehrere Staaten, darunter auch Österreich, auf der Bremse gestanden, erinnerte Hödl.
Der KOO-Geschäftsführer verwies in seiner Aussendung zugleich auch an eine Initiative der Bischöfe des südlichen Afrika. Diese haben sich in einem offenen Schreiben an einige der größten Bergbaukonzerne der Welt gewandt und zu mehr Steuertransparenz aufgerufen. Konkret hat die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Bischofskonferenz des Südlichen Afrikas (SACBC) ihren offenen Brief an 21 Bergbauunternehmen verfasst. Neueste Studien im Auftrag der SACBC zeigten, dass diese 21 Unternehmen, darunter einige der größten Player wie das Anglo American, AngloGold Ashanti, Impala Platinum, LonMin and Petra Diamonds, alle Niederlassungen in sogenannten "Steuersümpfen/ Steueroasen" wie den British Virgin Islands, Cayman Islands, Mauritius, Jersey, Niederlande und Bermuda haben. Die 21 Unternehmen hätten insgesamt 117 solcher Niederlassungen oder Subunternehmen in diesen Ländern.
Die SACBC werfe den Unternehmen zwar keine Steuerhinterziehung vor, "sehr wohl aber steigt das generelle Risiko, dass Unternehmen Steuerhinterziehung betreiben, wenn sie von Steuersümpfen Gebrauch machen", so Hödl. Zugleich schränke diese Praktik die Möglichkeit von Außenstehenden ein, die Steuerbeiträge der Unternehmen zu überprüfen und nachvollziehen zu können.
Die SACBC habe daher jede Firma angefragt, wie viele Angestellte diese Subunternehmen beschäftigen, welche Steuervorteile die Firmen durch die Subunternehmen in Ländern mit Steuersümpfen haben und ob sie bereit seien, ihre finanziellen Kennzahlen länderspezifisch in allen Destinationen, in denen sie Niederlassungen haben, zu veröffentlichen.
Hödl: "Steuereinnahmen sind für alle Länder wichtig, damit die jeweiligen Regierungen Ressourcen für Investitionen in die Entwicklung ihrer Länder haben." Unfaire Steuerpraktiken von Unternehmen würden hingegen hunderte Milliarden an Einnahmeverlust für Staaten weltweit bedeuten. Diese Praktiken führten auch dazu, dass die Schere zwischen Arm und Reich sowohl innerhalb vieler Länder als auch auf globaler Ebene immer weiter auseinandergehen würde.
Deshalb, so der KOO-Geschäftsführer, "sind die Regierungen einerseits aufgefordert, Lücken in den Steuergesetzen zu schließen und Steuerdumping zu beenden. Anderseits sind auch Unternehmen gefordert, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und gerechte Steuerbeiträge zu leisten."
Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten
Tipp:Ab sofort verfügbar: Die neue Kathpress-App mit vielen neuen Features für Abonnenten. Weitere Infos: www.kathpress.at/app