Beteiligung von Frauen ist für globale Entwicklung entscheidend
(Wien, am 8.3.2017) Heinz Hödl, KOO Geschäftsführer, stellt anlässlich des Weltfrauentages fest: Als ein auf dem christlichen Glauben aufbauendes Netzwerk katholischer Organisationen haben wir uns verpflichtet, für und in Partnerschaft mit unseren Zielgruppen zu arbeiten und uns dabei von der Option für die Armen und unserem Einsatz für soziale Gerechtigkeit leiten zu lassen, so wie es im Zweiten Vatikanischen Konzil verankert ist. Die Beseitigung von Armut und soziale Gerechtigkeit können nicht erreicht werden ohne dabei Fragen der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu berücksichtigen. Das ist eng mit den konkreten Lebensbedingungen jedes Menschen verbunden.
Ein Beispiel: Nach Angaben der FAO (2008) stellen Frauen in Entwicklungsländern durchschnittlich 43% der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Diese Zahlen schwanken von 20 % in Lateinamerika bis 50% in Ostasien und in Subsahara-Afrika. Im Durchschnitt gehören Frauen 19% des Grundbesitzes weltweit, also beträchtlich weniger als Männern. In ländlichen Gebieten in Entwicklungsländern arbeiten zudem viel weniger Frauen in festen Arbeitsverhältnissen als Männer. Hätten Frauen den gleichen Zugang zu Produktionsmitteln wie Männer, könnten sie die Ernteerträge ihrer Betriebe um 20% bis 30% steigern. Dies könnte die gesamte Agrarproduktion von Entwicklungsländern um 2,5% bis 4% erhöhen. Würde sichergestellt, dass Frauen den gleichen Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen erhalten wie ihre männlichen Kollegen, müssten 100 bis 150 Millionen Menschen nicht mehr hungern[1].
Hannah Angerbauer, Fachreferentin in der KOO weist daher darauf hin, dass die Benachteiligung von Frauen neben politischen und wirtschaftlichen auch historische, kulturelle und institutionelle Ursachen hat. Auch die Ansteckung mit HIV betrifft nachweislich mehr Frauen als Männer und zeigt, dass sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt beides ein Grund wie auch eine Konsequenz der hohen Ansteckungsrate bei Frauen ist.
Die Förderung der Rechte von Frauen und der Gleichstellung ist eine Vorbedingung für die Linderung der Armut, für die Entwicklung und das Wohlergehen der Menschen, für Gerechtigkeit und Würde, und erfordert den Willen zu neuen Ansätzen, die das Potential haben Veränderung zu bringen. Papst Franziskus stellt in Evangelii Gaudium (183) dazu fest: Ein authentischer Glaube – der niemals bequem und individualistisch ist – schließt immer den tiefen Wunsch ein, die Welt zu verändern, Werte zu übermitteln, nach unserer Erdenwanderung etwas Besseres zu hinterlassen.
Mitgliedsorganisationen der Koordinierungsstelle unterstützen daher Projekte zur Frauenförderung und machen in ihrer Bildungsarbeit im Inland auf die Thematik aufmerksam, insbesondere die katholische Frauenbewegung, die im Rahmen der Aktion Familienfasttag diesen Schwerpunkt setzt. Caritas und die katholische Männerbewegung haben ebenfalls konkrete Projekte zur Förderung von Bildung und Gesundheit, Schaffung von Einkommen, Zugang zu Krediten und Land, Stärkung der Position der Frauen und Schutz der Frauen vor Gewalt.
[1] Quelle: FAO, Gender Equality, 2008 www.fao.org/docrep/014/am859e/am859e10.pdf