Konzernatlas - Daten und Fakten über die Agrar- und Lebensmittelindustrie
Felder, Tiere und Wiesen – die Bilder auf den Verpackungen der Lebensmittel lassen uns an bäuerliche Landwirtschaft, traditionelles Handwerk und an eine intakte Natur denken. Dass diese Bilder häufig mit der heutigen Landwirtschaft und mit der industriellen Lebensmittelherstellung rein gar nichts zu tun haben, wissen viele Menschen, und dennoch: Unsere Lebensmittel sind emotional mit diesen Bildern geradezu untrennbar verbunden – und nicht mit der Realität und Praxis weltweit agierender Konzerne.
Die Ernährungsindustrie hält das traditionelle Bild der Landwirtschaft aufrecht, weil es den Kundinnen und Kunden ein gutes Gefühl gibt und sie beruhigt. Viele wissen nicht, dass weite Teile des Ernährungssektors zwischen wenigen Konzernen aufgeteilt sind. Und der Trend zur Machtkonzentration geht weiter. Es scheint gesichert, dass die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln weltweit steigt. Ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen abzubekommen – das ist nicht mehr nur erklärtes Ziel der Agrar-, Chemie-, und Lebensmittelkonzerne, das ist auch das Ziel der Banken, Versicherungen und der IT-Branche.
Die Agrar-, Lebensmittel- und Handelskonzerne treiben die Industrialisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zur Ladentheke voran. Sie fördern mit ihrer Verkaufs- beziehungsweise Einkaufspolitik eine Landwirtschaft, bei der die Steigerung der Produktivität im Mittelpunkt steht und der Kampf um Marktanteile häufig zulasten der schwächsten Glieder in der Lieferkette geht: der Bäuerinnen und Bauern sowie der Arbeiter und Arbeiterinnen. Der Preisdruck der Supermarktketten und Lebensmittelkonzerne entlang der globalen Lieferkette ist aber nicht nur eine der Hauptursachen für schlechte Arbeitsbedingungen und Armut, sondern auch für den Vormarsch der industriellen Landwirtschaft verbunden mit gravierenden Klima- und Umweltproblemen weltweit. So geht der Verlust fruchtbarer Böden und der Biodiversität, die Überdüngung der Ozeane oder der Ausstoß klimaschädlicher Gase zu großen Teilen auf das Konto der industriellen Landwirtschaft. Trotzdem ist eine sozialökologische Neuorientierung – von punktuellen Fortschritten abgesehen – nicht in Sicht. Im Gegenteil: Verbindliche Regeln für Unternehmen,
Immer mehr Menschen organisieren sich und kaufen so ein, dass entlang der Wertschöpfungskette wieder Vielfalt entstehen kann. Um aber Hunger und Armut zu beenden und die Umwelt weltweit zu schützen, reicht das nicht aus. Der Rückzug der Politik aus der Wirtschaft ist ein wichtiger Grund für die heutigen kolossalen Klima- und Umweltschäden und für die globale Ungerechtigkeit. Daher ist es höchste Zeit für eine sozial-ökologisch orientierte politische Regulierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Mit dem Atlas möchten wir eine breit geführte gesellschaftliche Debatte dazu anstoßen.
- Die Konzerne treiben die Industrialisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zur Ladentheke voran
- Verbindliche Regeln für Unternehmen, die Menschen und Arbeitsrechte einzuhalten, werden immer wieder torpediert.
- Ob Protektionismus oder Liberalisierung – die Nahrungsmittelindustrie wächst. Entlang der ganzen Lieferkette werden Unternehmen durch Fusionen immer größer.
- In der südlichen Hemisphäre sind neue Konzerne entstanden, die riesige Ländereien kaufen oder pachten. Darauf entstehen Monokulturen für eine neue industrialisierte Landwirtschaft
https://www.boell.de/de/konzernatlas?utm_campaign=ds_konzernatlas