Entwicklungspolitischer Dachverband mahnt Festhalten an multilateralen Verpflichtungen und Intensivierung der internationalen Kooperation ein
Vor dem Hintergrund des Nationalratswahlergebnisses sind wir, die katholischen Einrichtungen und Hilfswerke für internationale Entwicklungszusammenarbeit, überzeugt, dass nur eine der Welt zugewandte Politik zukunftsfähig ist. Als weltkirchlich verankerte Organisationen mit einer breiten ehrenamtlichen Basis in Österreich erfahren wir tagtäglich, wie wichtig eine über Konfessionsgrenzen hinweg gelebte Menschlichkeit und die Zuversicht in ein gemeinsames Gelingen sind. Der Ausweg aus den multiplen Krisen unserer Zeit kann nur in einer verbindlichen Orientierung an der ganzen Menschheitsfamilie und in einer konsequent und nachhaltig am Gemeinwohl orientierten Wirtschaft liegen, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli Tutti darlegt.
Internationale Verantwortung ist zukunftsfähiger als nationale Egoismen
Österreichs Platz im Herzen Europas kann nur durch aktive und unumstrittene Kooperation innerhalb der Europäischen Union und in aktiv gelebter Solidarität mit Staaten des Globalen Südens prosperierend ausgefüllt werden. Nationale Egoismen, gesellschaftliche Abschottung und das Schüren von Ängsten vor unseren Mitmenschen führen unweigerlich zu einem Verlust des sozialen und ökonomischen Wohlstandes und zum Zerreißen des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Daher muss sich eine neue Regierung klar zu ihrer internationalen Verantwortung bekennen und diese auf allen Ebenen politisch fördern sowie in der Entwicklungszusammenarbeit und bei den internationalen Klimamaßnahmen finanziell verstärkt unterstützen.
Menschenrechte und zivilgesellschaftliche Beteiligung sind Säulen der Demokratie
Die Menschenrechte müssen als unantastbar gelten – in Österreich genauso wie international. Es bleibt daher für uns ein wesentlicher Auftrag einer österreichischen Regierung, diese zu achten, zu schützen und sich auch im Ausland für deren Einhaltung und den Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen einzusetzen. So ist die schrittweise Einschränkung der Meinungsfreiheit weltweit und in unserer unmittelbaren Nachbarschaft eine schleichende Gefahr für die zivilgesellschaftliche Beteiligung und damit für unsere Demokratie und die Demokratien andernorts.
Bewahrung der Schöpfung benötigt Klimagerechtigkeit und Biodiversitäts-Schutz
Die neue Bundesregierung muss sich ohne Scheuklappen den Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise stellen. Im Zentrum der gemeinsamen Zukunft der Menschheitsfamilie wird Klimagerechtigkeit stehen. Dazu benötigt es konsequenten, wissenschaftsbasierten Klimaschutz ebenso wie die Unterstützung von Klimamaßnahmen in Ländern des Globalen Südens, deren Bevölkerung am meisten unter der Erderhitzung leidet. Zugleich fordern die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des extremen Artensterbens einen konsequenten Einsatz für den Erhalt der Biodiversität in Österreich sowie international, um die Erde, unser gemeinsames Haus, zu bewahren.
Eine Regierung für ganz Österreich
Einem großen Teil der Menschen ist die enge Verbindung von sozialer Sicherheit, ökologischer Weitsichtigkeit und internationaler Verantwortung ein Anliegen. Für uns als katholische Einrichtungen und Hilfswerke, die mit hunderttausenden Menschen in Österreich und mit Menschen in über hundert Partnerländern zusammenarbeiten, kann nur ein Regierungsprogramm, welches weltoffen, zuversichtlich und an der gesamten Menschheitsfamilie orientiert ist, ein gutes Regierungsprogramm für Österreich sein.