KOO zu IPCC-Bericht:
[01.03.22, PA] Kirchliche Entwicklungsexpertin fordert von Politik Priorisierung von Arten- und Klimaschutz und ambitionierter Maßnahmenfinanzierung in besonders verwundbaren Ländern. Der am 28. Februar veröffentlichte IPCC-Bericht über die Auswirkungen des Klimawandels hat deutlich gemacht, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel bereits jetzt weltweit zu Armut, physischen und psychischen Gesundheitsproblemen, Nahrungsmittel- und Wasserversorgungsunsicherheit, Artensterben sowie Verlusten und Schäden beiträgt.
„In diesem Bericht wird zu Recht hervorgehoben, wie die Verwundbarkeit durch existierende strukturelle Ungleichheiten erhöht wird. Gefährdete Menschen in armen Ländern und indigene Völker sind in unverhältnismäßig hohem Maße von den anstehenden Klimakatastrophen betroffen.“ meint Anja Appel, Leiterin der KOO. Der Bericht fordert Anpassungsmaßnahmen, die "wirksam und durchführbar sind und den Grundsätzen der Klimagerechtigkeit entsprechen".
„Das oft formulierte Argument der Entscheidungstragenden, Klimaschutz sei im notwendigen Ausmaß finanziell nicht leistbar, wird durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse des IPCC widerlegt“, sagt Appel, denn „ohne weitergehende Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C werden alle zeitlich nachgereihten Anpassungsmaßnahmen teurer und ineffizienter oder sogar unmöglich. Die durch die Auswirkungen des Klimawandels verursachten Verluste und Schäden werden zunehmen, und in einigen Fällen werden selbst bei einem eingebremstem Temperaturanstieg unumkehrbare Folgen eintreten.“
Der Bericht - dessen Zusammenfassung von allen Regierungen gebilligt wurde - stellt fest, dass sich der Klimawandel mit sozioökonomischen und anderen Krisen überschneidet und diese überlagert - er verschärft die Verwundbarkeit, den Verlust der biologischen Vielfalt, die unfreiwillige Migration, macht Entwicklungserfolge zunichte, vertieft die nationale und globale Ungleichheit und verursacht psychische Ängste und Stress in Verbindung mit dem Verlust von Lebensgrundlagen, Kultur und Traumata durch häufige und zunehmende extreme Wetterereignisse. Zwar sind alle Regionen der Welt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, doch die Fähigkeit der Menschen, damit umzugehen, ist weltweit sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bevölkerungen in Afrika, Asien, auf kleinen Inseln sowie in Mittel- und Südamerika, historisch marginalisierte Gemeinschaften und indigene Völker sind unverhältnismäßig stark betroffen. Damit stehen viele der Projektpartner*innen der KOO-Mitglieder vor gigantischen zusätzlichen Herausforderungen bei der Entwicklungsarbeit in ihren Gemeinschaften.
„Die zentrale Aussage des Berichts muss endlich alle wachrütteln: wohlhabende Gesellschaften müssen rasch die sozialökologische Umkehr durchführen und finanzielle Verantwortung übernehmen“ bilanziert Appel aus der Perspektive der katholischen entwicklungspolitischen Interessenvertretung KOO, denn laut IPCC Bericht ist dieses Jahrzehnt für die Schließung der Anpassungslücke und die Vorbereitung auf unvermeidbare Auswirkungen ebenso entscheidend wie für die Reduzierung der Emissionen.